Vor Madeiras Küste gibt es viele unterschiedliche Meeressäuger zu sehen. Heute hatten wir zwei wunderschöne, residente Arten, unsere Großen Tümmler (Tursiops truncatus) und Kurzflossen Pilotwale (Globicephala macrorhynchus). Diese beiden Arten sind häufig gemeinsam anzutreffen.
Die Pilotwale, die mit den Orcas zu den größten Delfinen zählen, waren einen großen Teil unserer gemeinsamen Zeit, im Ruhezustand. Da Meeressäuger in einem flüssigen Element leben, musste sich ihr Körpersystem an diese Bedingungen anpassen. Die vielen Nervenendungen, die um das Blasloch platziert sind, ermöglichen es dem Tier genau zu fühlen, wann es sicher ist, zu atmen. Das erfordert einen ständigen bewussten Zustand. Deshalb sind alle Meeressäuger bewusste Atmer. Die Natur liefert für solchen Herausforderungen jedoch immer kreative, gut angepasste Lösungen. In diesem Fall ist eine Gehirnhälfte im Ruhezustand während die andere aktiv ist. Nach einer Weile wechselt die Ruheseite. Es ist doch erstaunlich, wie perfekt Natur funktioniert. Wir, als Teil dieses unglaublichen Gefüges können bei solchen Beobachtungen voller Staunen, die Tiere, das komplette System der Natur bewundern. Welch eine Geschenk, dass wir in der Lage sind, dies alles wahrzunehmen. Und ist es nicht auch eine Form des Respekts gegenüber der Natur, zu würdigen, was uns dort draußen begegnet?
Am Mittag gab es nochmals Pilotwale und Große Tümmler. Und eine Überraschung! Sieben oder acht Pottwale (Physeter macrocephalus)! Heute war es möglich, etliche dieser großen Zahnwale beim Abtauchen zu beobachten. Majestätisch hoben sie ihre Fluke und entschwanden in die Tiefe. Anhand der Fotos war ersichtlich, dass die Tiere Bissspuren von Orcas hatten.
Werden Pottwale angegriffen, bilden sie die sogenannte Margariten-Formation. Dies ist ein faszinierendes und selten beobachtetes Verhalten bei Pottwalen welches besonders bei Gefahr oder Bedrohung angewandt wird. Dies wird zum Schutz von Jungtieren oder verletzten Individuen in der Gruppe eingesetzt. Diese Formation wird nach der Blume Margerite benannt, da die Wale dabei eine kreisförmige Anordnung einnehmen, die optisch an die Blütenblätter einer Margerite erinnert. In dieser Formation positionieren sich die Pottwale um ein zentrales, meist gefährdetes Individuum (beispielsweise ein Junges oder ein verletzter Wal). Sie bilden einen Kreis, wobei ihre Köpfe nach innen zeigen und die Schwänze nach außen gerichtet sind. Das zentrale Tier ist so durch die Körper der anderen Wale geschützt. Die erwachsenen Pottwale nutzen ihre kräftigen Fluken um potenzielle Angreifer – etwa Schwertwale (Orcas) – abzuwehren. Die Schwanzschläge eines Wals von 20-50 Tonnen sind extrem stark und können für ein Raubtier wie einen Orca potenziell tödlich sein. Die Margueritenformation verdeutlicht auch die starke soziale Bindung innerhalb von Pottwalgruppen. Sie agieren gemeinschaftlich und koordinieren ihre Bewegungen zum Schutz schwächerer Mitglieder. Dies ist ein Ausdruck des kooperativen Verhaltens.
Von Fatima Kutzschbach
Sichtungen des Tages
Ribeira Brava
09:30 Pilotwale, Große Tümmler
13:30 Pilotwale, Große Tümmler
Stenella
09:30 Pilotwale, Große Tümmler