Wenn Sie das Hauptthema des heutigen Blogs lesen, werden Sie sich vielleicht über diese Blogüberschrift wundern, doch lesen Sie ruhig weiter, ich bin sicher, Sie werden sie verstehen.
Unser Morgen startete, wie ein gewöhnlich- wunderbarer Samstagmorgen. Eine feine Stille überzog die See, kaum Boote draußen und viele, viele Atlantische Fleckendelfine (Stenella frontalis), die nach morgendlichem Mahl, Zeit für anderes hatten, verteilten sich auf der großen blauen Fläche. Vergnügt wurde sozialisiert, in der Bugwelle geritten und sich gepaart. Im Anschluss sahen unsere Gäste ein Grüppchen Großer Tümmler (Tursiops truncatus)und so etliche Pilotwale (Globicephala macrorhynchus). Wie gesagt, es war ein gewöhnlich -wunderbarer Samstagmorgen!
Am Nachmittag wurden wir Zeugen eines Ereignisses, was sicherlich viel häufiger geschieht, als wir es annehmen.
Alles begann ganz harmlos, sogar sehr schön, dicht an unserem Boot spyhopte (den Kopf aus dem Wasser streckend) ein großer, kräftiger Pilotwal. Es war: der PERFEKTE SPYHOP!!!! (leider kam es zu spontan, deshalb blieb es ohne Fotobeweis). Es war ein Moment, der bestimmt vielen in Erinnerung bleibt. Kurz danach fingen auch andere Tiere an zu spyhopen, hier und da, Aufregung lag in der Luft und es wurde klar, dass etwas Spezielles hier vor sich ging. Was wir dann sahen, war unglaublich herzberührend.
Gäste fragen mich manchmal, welches meine drei berührensten Erlebnisse mit Walen und Delfinen waren. Eine schwierige Antwort. Da ich sowieso Feuer und Flamme für diese wunderbaren Tiere bin, ist jeder Tag besonders, schön und wunderbar. Doch der heutige Tag wird für mich ein Meilenstein sein. Ein Muttertier brachte ihr totes Kalb an die Oberfläche!! Es war deutlich zu erkennen, dass das Kalb schon ein paar Tage tot sein musste. Im ersten Moment löst solch eine Erfahrung Betroffenheit aus, ganz ohne Frage. Mitgefühl für das trauernde Muttertier, gepaart mit Staunen über das intensive Beistandsverhalten der anderen Gruppenmitglieder, war mich der Grund, der mich noch mehr für diese Meeressäuger einnahm.
Das Meer ist definitiv ein Lebensumfeld, was Herausforderungen mit sich bringt. Gerade in den letzten Wochen war das Schicksal einerbekannte Orca-Mutter (ihr Name ist Tahlequahoder J35) Thema in den Medien. Die zwanzig Jahre alte Tahlequah hatte ein totes Kalb zu betrauern. Das Muttertier trug ihr Kalb1000 Meilen entlang der Westküste der USA und Kanadaan der Oberfläche. Als sie zu erschöpft war, wurde sie von anderen Tieren in der Gruppe abgelöst. Nach 17 Tagen ließ sie ihr kleines Kalb los.
Auch bei Pilotwalen wurde solch ein Trauerverhalten schon etliche Male dokumentiert. Muttertiere, die von anderen Tiere eskortiert, ihr totes Kalb für Tage an der Oberfläche tragen. Hier spricht man von sozialer Kultur! So etwas zu lesen, ist unglaublich berührend, doch es selbst zu erleben …. ich dachte, es ist kaum möglich, diese Tiere noch mehr lieben, doch in diesem Moment öffnete sich mein Herz noch so viel weiter.
Als wir etwas später , einfach abwartend seitwärts standen, kamen junge Pilotwale recht offensiv in einer gerade Front auf uns zugeschwommen, auch jetzt gab es hier und da Spyhops. Es war fast schon zu ahnen, wer sich hinter dem Schutz dieser Blockade befand. Es war das trauernde Muttertier mit ihrem Kalb. Voll Mitgefühl beobachteten wir dieses Schutzverhalten. Mein Herz quoll vor Liebe über.
Neben all den Gefühlen, die einen bei solch einem Ereigniss berühren, bei all dem Respekt für diese wunderschönen Meeressäugern und dem Anstand, die Trauer zu respektieren, ist es natürlich unglaublich wichtig, solch ein Ereignis zu dokumentieren! Es ist ein weiterer Beweis, welch fühlende Wesen diese Tiere sind. Sie erleben Schmerz und Trauer, sie arbeiten im Team und stehen sich bei und natürlich beobachten wir tagtäglich, wie sie ihrer Lebensfreude Ausdruck verleihen. Welch eine große Bandbreite von emotionalem Verhalten. Wir müssen solche Ereignisse aufzeigen, damit Menschen verstehen, dass diese Tiere, Wesen mit Seelen sind, die unter unserem Schutz stehen müssen.
Der Intellekt, der Geist bestimmt uns Menschen und nimmt in unserer Gesellschaft solch einen hohen Stellenwert ein. Doch ist es immer des Rätsels Lösung? Ist es zu unserem Wohl?Auch Meeressäuger verfügen über Intelligenz und wer weiss, vielleicht ist die emotionale Intelligenz für sie weit aus natürlicher, als für uns menschliche Wesen?
Wir werten nach unseren Maßstäben und denken, wir seinen das Maß der Dinge? Doch letztendlich sind wir nur ein kleiner Baustein im großen Universum. Mir kommt so manches Mal, die Frage, ob wir wirklich aus unserer begrenzten Perspektive, das Ausmaß von Intelligenz überhaupt erfassen können? Vielleicht gibt es so viel mehr, was sich uns nicht mehr erschließt, weil wir durch unsere gesellschaftliche Prägung, davon abgetrennt sind?
Wie unvorstellbar, dass die menschliche Spezies diese wundersam- wunderbaren Wesen auf den Färöer Inseln/Dänemark und auch in Taiji/Japan in Massen abschlachtet. Welch Arroganz, die menschliche Tradition über den Erhalt von Leben zu stellen!! Wo bleibt da die emotionale Intelligenz?
In Ehrfurcht verneige ich meinen Kopf vor diesem feinen Akt des Zusammenhalts, des Schutzes, der Trauer und es Respekts. Liebe durchfließt mich, für diese Tiere und der Wunsch, so viel mir möglich ist, zu ihrem Schutz beizutragen. Es war ein einmaliges, trauriges, berührendes Ereigniss. Mein Herz ist heute mehr denn je, voll Liebe, voll Staunen für diese einmaligen Kreaturen. Dankeschön, dass unsere Gäste und die Crew, Zeuge sein durften.
Bitte unterzeichnen Sie die Petition (unter Meeresschutz) gegen das Massenschlachten vor den Färöer-Inseln/Dänemark und in Taiji/Japan! Vielen Dank!
Von Fatima Kutzschbach
Sichtungen des Tages
Ribeira Brava
1o.00 Atlantische Fleckendelfine, Große Tümmler, Pilotwale
15:00 Große Tümmler, Pilotwale
Stenella
09:00 Atlantische Fleckendelfine, Große Tümmler, Pilotwale
15:30 Große Tümmler, Pilotwale