An diesem Morgen suchten wir weit und breit nach Atlantische Fleckendelfine (Stenella frontalis) zum Schnorcheln und fanden stattdessen eine kleine Schule von neugierigen Großen Tümmlern (Tursiops truncatus). Auf unserem Weg zurück zur Marina, sahen sowohl Spotter als auch Skipper kurz die Rückenflosse eines Schnabelwals. Leider verschwand das Tier bevor die Crew an Bord Fotos zur Identifizierung der Art machen konnte. Während der Nachmittagstouren konnten die Gäste auf beiden Booten Sichtungen von Großen Tümmlern und den eindrucksvollen und selten gesichteten Cuvier-Schnabelwalen (Ziphius cavirostris) genießen.
Schnabelwale gehören zu den schwierigsten Meeressäugern zu beobachten und zu dokumentieren. Taxonomisch werden die Schnabelwalarten in der Familie der Ziphiidaezusammengefasst, die eine große Vielfalt dieser tieftauchenden Meeressäuger umfasst. Schnabelwale verbringen die meiste Zeit im abgelegenen, tiefen, dunklen Ozean, wo sie jagen und sozialisieren. Wie alle Mitglieder der Zahnwalfamilie, verlassen sie sich auf ihren Biosonar für die Orientation, für die Jagd und für die Kommunikation. Da sie die meiste Zeit in den Tiefen verbringen, sind sie akustisch sehr empfindlich und an der Wasseroberfläche besonders scheu.
Momentan wurden vier Schnabelwalarten rundum Madeira bestätigt: der Blainville-Schnabelwal (Mesoplodon densirostris), den Cuvier-Schnabelwal, den Nördlicher Entenwal (Hyperoodon ampullatus) und den Sowerby-Schnabelwal (Mesoplodon bidens). Blainville Schnabelwale werden häufig in Madeira gesichtet und ihre Bestände von Forschern auf der Insel gut dokumentiert. Studien über diese Art haben gezeigt dass einige Gruppen sogar eine gewisse Ortstreue gegenüber den Gewässern um die Inselgruppe zeigen. Cuvier-Sichtungen sind dagegen viel seltener, während Sichtungen der letzteren beiden extrem selten und gerade noch bestätigt sind.
Während der Cuvier und die Blainvilles während einer Sichtung leicht zu identifizieren sind, kann es bei anderen etwas problematisch werden, insbesondere bei bestimmten Arten der Gattung Mesoplodon. In der Tat ist die Existenz einiger Arten dieser Gattung nur durch die Analyse von Skelettmaterial oder gestrandeten Kadavern bekannt. Das äußere Erscheinungsbild einiger Arten ist daher äußerst schlecht dokumentiert, so dass sie häufig auf hoher See nicht identifizierbar sind. Darüber hinaus, sind die charakteristischen Merkmale die durch verstorbenen Exemplare abgeleitet worden sind, wie zum Beispiel die Position ihrer Zähne, extrem schwer zu fotografieren da die Tiere nur sehr kurz an der Wasseroberfläche verweilen. Es gibt zum Beispiel sehr wenige bestätigte Sichtungen vom True-Wal (Mesoplodon mirus) und nur eine Handvoll von Fotos von lebende Exemplare in der Wildniss.
Die Tatsache, dass Madeira ziemlich abseits mitten im Atlantik liegt, ermöglicht Sichtungen mit ein unglaubliches Artenreichtum an Meeressäuger, die willkürlich am Archipel vorbeiziehen. Momentan wissen wir von 26 Meeressäugerarten, die die Gewässer der Insel besuchen. Die tiefen Gewässer des Atlantiks, die Madeira umgeben, können in der nahen Zukunft jedoch auch andere Besucher enthüllen, einschließlich einiger anderer mysteriöser Schnabelwalarten. Wenn also ein nicht identifizierter Schnabelwal auftaucht, wie es auch heute Morgen auf der Stenella der Fall war, kann man sich nie sicher sein ob das doch eine neue Art gewesen ist, die noch heimlich und unentdeckt die tiefe, blaue Oberfläche des Atlantiks durchbricht.
Von Paula Thake
Sichtungen des Tages
Ribeira Brava
13:30 Große Tümmler, Cuvier Schnabelwale
Stenella
09:00 Große Tümmler, Schnabelwal
15:30 Große Tümmler, Cuvier Schnabelwale