Die windigen Bedingungen am Atlantik machten es heute nicht leicht für unsere Crew Meeressäuger zu finden. Unser Suchgebiet erstreckte bis in die ruhigeren Gewässer vor der Küste Ribeira Bravas, wo unser Kapitän Filipe das Schiff in Richtung der Insel lenkte, um langsam nach Calheta zurückzukehren. Plötzlich zeigte einer unserer Gäste auf eine Flosse, die durch die Wasseroberfläche wie ein Messer schnitt. Diese Flosse gehörte keinem Meeressäger; es war ein Hai!
Als ozeanische Insel, dient Madeira als potentieller Lebensraum für mehrere pelagische Haie, darunter auch Blau Haie (Prionace glauca), Mako Haie (Isurus oxyrinchus), Fuchshaie (Alopias superciliosus) und Hammerhaie (Sphyrna lewini). Gelegentlich sehen wir bei einigen älteren Meeressäuger auch Narben von Zigarrenhaie (Isistius brasiliensis)- Bisse.
Obwohl sie hier und da ihre Spuren hinterlassen, sind Hai-Sichtungen während unseren Touren leider eine Seltenheit. Das liegt natürlich auch teilweise daran, dass sie ganz im Gegensatz zu Meeressäugern, generell sehr scheue Tiere sind, und natürlich Unterwasser atmen können. Die meisten Haie, abgesehen von den Teppichhaien (Orectolobiformes), müssen jedoch konstant schwimmen, um zu atmen. Dies ist notwendig, um einen Gegenstrom von Blut und Sauerstoff aufrechtzuerhalten; dies erzeugt den nötigen Konzentrationsgradienten welcher einen Sauerstoffaustausch zwischen den beiden Flüssigkeiten ermöglicht. Teppichhaie besitzen eine Kiemenpumpe, die eine konstante Ventilation der Kiemen auch ohne Schwimmen ermöglicht.
Ein anderer Grund für die Seltenheit solcher Sichtungen ist die Tatsache, dass es leider kaum mehr Haie gibt. Neben der traurigen Tatsache dass Haie die häufigste Beifang-Opfer von Langleinen sind, werden sie nach wie vor wegen ihrer Flossen gnadenlos verfolgt. Das Fischen von Haien findet aber nicht weit vom Europäischen Festland statt; Portugal liegt Weltweit an 16er Stelle und unter den EU-Mitgliedstaaten an dritter Stelle wenn es um Haifang geht. Mako- und Blauhaie sind besonders begehrt und werden häufig als Trophäenfisch während der Big Game-Fischerei gejagt. Portugal und Spanien sind übrigens auch die einzigen beiden EU-Länder, wo Fischer die Flossen nicht erst an der Küste die Flossen entfernen müssen. Dies führt oft dazu, dass der flossenloser Körper des Haies wieder ins Meer geworfen wird, und das Tier elendig verblutet.
Wahrscheinlich handelt es sich bei der heutigen Sichtung um einen Fuchshai, und dieses Tier schwamm nicht weit entfernt von zwei Markierungsbojen, an denen Langleinen für den Schwarzendegenfischfang hingen. Wir können nur hoffen, dass dieser Hai zu keiner weiteren Statistik wird.
Von Paula Thake
Sichtungen des Tages
Ribeira Brava
14:30 Keine Meeressäuger Sichtung