Unser Späher hatte den größten Teil des Nachmittags damit verbracht, die südwestlichen Gewässer der Insel nach Meeressäuger abzusuchen, leider ohne Erfolg. Also düste unser Schnellboot gleich nach dem Verlassen der Marina Richtung Osten. Als wir das riesige Gebiet absuchten, informierte uns unser Späher über eine Gruppe von Meeressäuger vor der Küste von Canico. Am Standort konnten wir eine Sichtung mit Kurzflossen-Pilotwalen (Globicephala macrorhynchus) genießen, die in Begleitung einer Handvoll Große Tümmler (Tursiops truncatus) unterwegs waren.
Ich hatte eine wunderbare Gruppe von Gästen an Bord, die sich sehr über die Sichtung freuten und auch an Infos über die Tiere interessiert waren. Unter den vielen Eigenschaften der Meeressäuger, die an Bord angesprochen wurden, haben wir auch über den einzigartigen Biosonar der Tiere geredet und darüber, wie der Klang von Zahnwalen erzeugt und genutzt wird. Odontoceten sind zum größeren Teil auf akustische Signale angewiesen um untereinander zu sozialisieren, zu jagen, aber auch im Ozean zu navigieren. Die Verwendung von Hochfrequenztönen zur Navigation und Ortung von Beute wird als Echoortung bezeichnet. Es wurde ursprünglich von Donald Griffin in Fledermäusen beschrieben und seine Verwendung beschränkt sich im Tierreich auf Fledermäuse und Meeressäuger. Diese Lebewesen senden Hochfrequenzimpulse aus und erhalten Informationen von den zurückkehrenden „Echos“, die ihnen ein genaues Bild ihrer Umgebung geben. Diese Echos müssen laut genug sein, um zum Tier zurückzukehren und kurz genug, sodass sie zurückkehren, bevor die nächste Schallwelle ausgesendet wird.
Wir hatten auch einen Biologen an Bord, der mit Fledermäusen gearbeitet hatte und er meinte, dass sie typischerweise längere und einer viel größeren Vielfalt an Signale zur Echoortung abgeben als Delfine. Der Klang wird sowohl in den Nasengängen als auch im Mund erzeugt und direkt in den satellitenförmigen Ohren der Tiere aufgenommen. Fledermäuse können kleinste Objekte und Hindernisse beim Fliegen durch dunkle Bereiche mit schnellen Hochfrequenzimpulsen unterscheiden, die für das uns Menschen nicht hörbar sind.
Bei Walen werden Schallwellen in den Nasengängen knapp unter dem Blasloch erzeugt, bevor sie in der Melone, die fettige akustische Linse der Tiere, moduliert und fokussiert werden. Die reflektierten Schallwellen werden dann in Fettgewebe innerhalb des Unterkiefers der Tiere aufgenommen, und die Signale weiter ans Ohr des Tieres übertragen. Im Fall des Pottwales (Physeter macrocephalus) ist ein großes Organ, das sogenannte Spermaceti, verantwortlich für die Fokussierung der erzeugten Schallwellen. Das hochentwickelte auditorische System der Delfine ermöglicht es den Tieren, Signale von kurzer Dauer zu emittieren, die für das menschliche Ohr als eine Reihe von Klicks hörbar sind. Der Abstand solcher Clicks wird immer kleiner, desto mehr sich den Delfinen Objekte im Wasser nähern und hört sich dann wie ein kontinuierliches Summen an. Delfine können Zielobjekte in Reichweiten von bis zu 100 m erkennen und können Form, Größe, Materialzusammensetzung und innere Struktur des Objektes beurteilen.
Echoortung ist äußerst interessant, aber dennoch eine Art Abstraktion für uns Menschen. Dies liegt daran, dass wir uns stark auf visuelle Signale zur Orientierung verlassen und auch wenn wir uns miteinander unterhalten. Blinde Menschen hingegen leben akustischer und verlassen sich, wie die Meeressäuger, ihr Gehör und ihr Tastsinn.
Wenn wir also nachts auf den Ozean blicken, können wir nur darüber nachdenken, was für ein breites Spektrum an Summen, Quietschen und Klicks in der Dunkelheit widerhallen muss.
Von Paula Thake
Sichtungen des Tages
Ribeira Brava
13:30 Keine Sichtung
Stenella
15:30 Große Tümmler, Kurzflossen-Pilotwale