An den aufwändigen Untersuchungen waren zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung, des Deutschen Meeresmuseums, des Multimar Wattforums und des Landesbetriebes für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein beteiligt.
Info Update zu den Anfang 2016 in der Nordsee gestrandeten Pottwalen
Im Lobosonda-Blog hatten wir im Februar über die Häufung von Strandungen junger Pottwalbullen im Winter 2015/2016 in der deutschen Nordsee berichtet.
Inzwischen sind die Untersuchungsergebnisse der Obduktion (Stiftung Tierärztliche Hochschule in Hannover; GEOMAR Kiel; u.a.) veröffentlicht worden. Laut Bericht sind die Meeressäuger wahrscheinlich im Laufe der Strandung durch Herz-Kreislauf-Versagen verendet. Möglicherweise sind sie in die flache Nordsee geraten, als sie ihrem Fressen hinter her gefolgt waren. Geraten die Tiere an Land, werden ihre Blutgefäße und innere Organe durch das enorme Eigengewicht der Körper geschädigt und erdrückt. Das Gewicht der Wale im Alter von 10-15 Jahren betrug zwischen 12-18 Tonnen, ein normales Gewicht. Insofern kann davon ausgegangen werden, dass die Pottwale ausreichend genährt waren.
Gestrandete Wale bieten für Wissenschaftler eine Quelle für vielerlei Informationen. Gewebeproben geben Aufschluss über verschiedene Faktoren, anhand der Zähne können Altersbestimmungen vorgenommen werden. Am Zustand der Innenohre kann man beispielsweise sehen, ob die Tiere ein akustisches Trauma erlitten haben (verursacht beispielsweise durch Sprengungen, Sonartests von U-Booten etc) , Zähne untersucht (Altersbestimmung). Und vor allem der Mageninhalt gibt Aufschluss darüber, was die Tiere gefressen haben und darüber indirekt auch wo ihr letzter Aufenthaltsort war.
Bei der Zerlegung der Pottwal-Kadaver stießen die Experten auf große Mengen Plastik in den Mägen einiger Tiere. Darunter Reste eines Schutznetzes, wie es in der Krabbenfischerei genutzt wird, Eimerteile, etc. Dass ein solcher Mageninhalt nicht gesundheitsfördernd ist, ist klar. Auch wenn es nicht die direkte Ursache der Strandungen gewesen sein wird, hätten die betroffenen Wale zukünftig mit großer Sicherheit gesundheitliche Probleme bekommen. Diese erneuten Plastik-Funde im Inneren von Meerestieren zeigt ein weiteres Mal in welch schlechtem Zustand sich die Weltmeere befinden. Neu ist diese Erkenntnis längst nicht. Vor mehr als 25 Jahren gab es bereits Berichte über verendete Albatrosse, die ihre Jungen mit Plastik gefüttert hatten bzw. die erwachsenen Vögel selber Plastik im Magen hatten. Sie waren verhungert mit gefülltem „Plastik“-Mageninhalt.
Inzwischen wird das Thema Plastikmüll im Meer immer öfters thematisiert. Vor allem auch die kleinen Mikroplastik-Teilchen (kleiner als 5 mm), die in großen Massen durch die Meere schwappen sind gefährlich, denn sie gelangen in die marine Nahrungskette und können sich im Gewebe von Speisefischen ansammeln. An den Flächen der Mikroplastikteilchen reichern sich zudem höchst giftige Substanzen an, die bereits im Meer vorhanden sind. Finnwale, die im Mittelmeer ihre Nahrungsgründe (Planktonfresser) haben und von denen man Hautbiopsie-Untersuchungen gemacht hat sind diesen Giften insbesondere ausgesetzt, da es im einigen Teilen des Mittelmeeres besonders viel Plastikmüll gibt . Laut Untersuchungen einer italienischen Universität, stammen mehr als 76 % der dort gesammelten Mikroplastikteile aus Verpackungsmaterial wie beispielsweise Plastikflaschen.
von Astrid Haas
Copyright Fotos: Stiftungtierärztliche Hochschule Hanover