Was würden Sie denken, wenn ich sagen würde: „Wir haben heute die Müller gesehen!“ – Jemand Berühmtes von der Insel? Jemand, der sich um die Windmühlen der Insel kümmert? Nur eine gewöhnliche Familie an Bord unserer Boote? Wer sind diese Müller? Ich beziehe mich tatsüchlich auf eine Delfinart, besser bekannt als Rundkopfdelfin (Grampus griseus). Diese Delfine sind alles andere als gewöhnlich. Wir begegnen ihnen nicht oft – vielleicht einmal pro Woche, vielleicht weniger. Aber wenn doch, finden wir sie oft viele Meilen von der Küste entfernt, bei einer Wassertiefe von 2000 bis 3000 m. Heute war einer dieser glücklichen Tage. Ich kann mich nicht erinnern, eine Walart mit so vielen verschiedenen, kreativen Namen zu kennen, unterschiedlich je nach Land und Region. Im Englischen und Französischen ist der Delfin nach Antione Risso benannt, einem französischen Naturforscher, der die Art erstmals beschrieb. Der lateinische Name Grampus leitet sich von dem Wort für „fett/groß“ ab und wird noch heute in vielen Sprachen verwendet (z.B. Niederländisch, Italienisch, Portugiesisch), während griseus „grau“ bedeutet und sich auf ihre Färbung bezieht, die in vielen Ländern (z.B. Spanien, Katalonien, Russland, Polen, Türkei) noch immer im Artnamen enthalten ist. Tatsächlich haben Rundkopfdelfine je nach Alter und Geschlecht viele verschiedene Färbungen. Sie werden hellgrau geboren, und während die Weibchen im Allgemeinen mit zunehmendem Alter etwas dunkler werden, bekommen beide Geschlechter viele Narben auf ihrem Körper (einer meiner Lieblingsnamen – Arrdelfin, bedeutet auf Norwegisch „vernarbter“ Delfin). Aufgrund eines Mangels an Pigmenten bleibt jede Narbe auf ihrer Haut weiß. Und deshalb wird der Rundkopfdelfin auf den Azoren, wo er häufig zu sehen ist, Moleiro – „der Müller“ – genannt. Mit zunehmendem Alter werden insbesondere die Männchen fast vollständig weiß. Oft kann man den Delfinen unter Wasser leicht folgen, wenn sie sich der Oberfläche nähern, selbst wenn sie noch nicht zum Atmen auftauchen. Die Männchen tragen aufgrund von Kämpfen untereinander mehr Narben davon, aber beide Geschlechter bekommen auch Narben von ihrer bevorzugten Nahrungsquelle, dem Tintenfisch. Wie bei vielen Tintenfischfressern hilft ein großer, runder Kopf dabei, Schallwellen zu bündeln und ihre Beute in tiefen, dunklen Regionen des Ozeans zu finden. In einigen Ländern findet sich dieses Merkmal in ihrer Bezeichnung wieder: „Rundkopfdelfin“ (Deutschland), „Kessel“ (Spanien) oder „Topf-Kopf“ (Katalonien). Wie auch immer Sie sie nennen möchten, es ist auf jeden Fall eine Freude, diese ungewöhnlichen, eleganten Delfine in freier Wildbahn beobachten zu können!
von Sarah Kather
Sichtungen des Tages
Ribeira Brava
09:30 Rundkopfdelfine
13:30 Tour wegen schlechter Wetterbedingungen abgesagt
Stenella
09:30 Rundkopfdelfine, Große Tümmler, Pottwale
14:00 Pottwale